Der Ginkgo, oft auch als Fächerblattbaum bezeichnet, ist ein lebendes Fossil und eine Zierde für jeden Garten. Mit seinem fächerförmigen Laub und der leuchtend gelben Herbstfärbung ist er ein echter Hingucker. Doch was tun, wenn der Baum droht, dem Himmel zu nahe zu kommen und der Platz im Garten begrenzt ist? Die gute Nachricht ist: Der Ginkgo ist außerordentlich schnittverträglich. Mit dem richtigen Wissen und der richtigen Technik kannst du seine Höhe kontrollieren und gleichzeitig seine Gesundheit und elegante Wuchsform fördern.
Das Wichtigste in Kürze
- Der ideale Zeitpunkt für einen größeren Rückschnitt zur Höhenbegrenzung ist der späte Winter oder das sehr zeitige Frühjahr (etwa Ende Februar bis Anfang März), solange der Baum noch in der Winterruhe ist.
- Die richtige Technik zur Höhenkontrolle ist das gezielte Kappen des zentralen Haupttriebs. Dieser wird dabei auf einen schwächeren, nach oben strebenden Seitenast umgeleitet, um eine natürliche Kronenform zu erhalten.
- Regelmäßigkeit statt Radikalität ist der Schlüssel. Anstatt eines einzigen drastischen Eingriffs ist es für den Baum weitaus schonender, wenn du ihn alle paar Jahre moderat zurückschneidest.
Den Ginkgo verstehen: Ein Baum mit Charakter
Bevor du zur Säge greifst, ist es hilfreich, den natürlichen Wuchs eines Ginkgos zu verstehen. In jungen Jahren wächst er meist streng aufrecht mit einem dominanten Mitteltrieb und bildet eine elegante, pyramidenförmige Krone. Im Alter wird seine Form oft breiter und ausladender. Seine enorme Schnittverträglichkeit macht ihn zu einem dankbaren Kandidaten für gezielte Formschnitte, weshalb er auch gerne als Spalier- oder sogar als Bonsai-Baum kultiviert wird. Das Ziel unseres Schnitts ist es also, die Höhe zu reduzieren und dabei die harmonische Grundform zu bewahren.
Der perfekte Zeitpunkt: Wann gehört die Schere an den Baum?
Das Timing ist entscheidend für den Erfolg deines Rückschnitts.
Hauptschnitt im Spätwinter (Ende Februar/Anfang März): Dies ist der beste Zeitraum für alle größeren Schnitteingriffe.
- Vorteil 1: Der Baum befindet sich in der Saftruhe, der Schnitt ist für ihn weniger stressig.
- Vorteil 2: Ohne Laub hast du einen perfekten Blick auf die Aststruktur und kannst gezielte Entscheidungen treffen.
- Vorteil 3: Die Schnittwunden haben die gesamte bevorstehende Vegetationsperiode Zeit, um zu heilen und neues Gewebe zu bilden (sogenannte Kallusbildung).
Da jetzt Ende Juni ist, solltest du mit einem größeren Eingriff bis zum nächsten Frühjahr warten.
Korrekturschnitt im Sommer (Juni/Juli): Kleinere Eingriffe kannst du auch im Sommer vornehmen. Das ist der ideale Zeitpunkt, um abgestorbene Äste, nach innen wachsende Zweige oder neue, unerwünschte Triebe (Wasserschosse) zu entfernen.
Die richtige Technik: So kappst du die Höhe Schritt für Schritt
Für einen sauberen Schnitt, der gut verheilt, sind scharfe und saubere Werkzeuge das A und O. Nutze für dünnere Äste eine gute Astschere, für dickere eine scharfe Baumsäge.
Schritt 1: Den Leittrieb kappen und umleiten
Der zentrale Punkt zur Höhenbegrenzung ist der sogenannte Leittrieb – der stärkste, senkrecht nach oben wachsende Ast an der Spitze des Baumes.
- Identifiziere den Leittrieb und bestimme die Höhe, auf die du ihn einkürzen möchtest.
- Finde einen passenden Seitenast: Suche direkt unterhalb deiner gewünschten Schnittstelle nach einem vitalen, etwas dünneren Seitenast, der leicht schräg nach oben wächst. Dieser wird der neue Kronenwipfel.
- Setze den Schnitt: Schneide den Haupttrieb nun etwa 1–2 cm über diesem Seitenast schräg ab. Diese Technik nennt man „Ableiten auf einen Seitenast“. Sie verhindert, dass ein unschöner „Kleiderhaken“ entsteht und sorgt dafür, dass die Energie des Baumes in den neuen Leittrieb gelenkt wird, was einen natürlichen Wuchs fördert.
Schritt 2: Die Krone proportional anpassen
Nachdem die Spitze gekappt ist, wirkt die Krone oft unharmonisch. Kürze die oberen seitlichen Äste nun so ein, dass wieder eine stimmige, leicht pyramidale Form entsteht. Schneide auch hier immer direkt über einem nach außen wachsenden kleineren Zweig oder einer Knospe.
Schritt 3: Auslichten und Totholz entfernen
Nimm dir zum Schluss die Zeit, den Baum von innen auszulichten. Entferne alle toten oder kranken Äste sowie Äste, die sich kreuzen oder nach innen in die Krone wachsen. Das sorgt für eine bessere Luftzirkulation und beugt Krankheiten vor