Plötzlich wird es dunkel. Der Fernseher ist aus, der Router blinkt nicht mehr – ein klassischer Stromausfall. Ihr erster Gang führt Sie zum Sicherungskasten, doch dort erwartet Sie eine Überraschung: Alle Sicherungshebel sind oben, nichts scheint ausgelöst zu haben. Diese Situation sorgt für Verwirrung. Ist das Problem größer? Wo liegt die Ursache, wenn nicht bei der Sicherung?
Keine Panik. Dieses Szenario ist gar nicht so selten und hat meist eine von wenigen, logischen Ursachen. Mit einem ruhigen, systematischen Vorgehen können Sie die Fehlerquelle sicher eingrenzen und wissen genau, wann Sie selbst etwas tun können und wann es Zeit ist, den Profi zu rufen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der erste und wichtigste Schritt ist die Lageprüfung: Schauen Sie aus dem Fenster. Ist bei den Nachbarn und auf der Straße auch alles dunkel, handelt es sich um einen großflächigen Netzausfall.
- Ist nur bei Ihnen der Strom weg, ist der Hauptverdächtige oft der FI-Schutzschalter (Fehlerstrom-Schutzschalter). Dieser zentrale Schalter kann auslösen, auch wenn die einzelnen Sicherungen eingeschaltet bleiben.
- Sicherheit hat oberste Priorität. Wenn Sie die Ursache nicht schnell finden oder ein Problem an der Hauptanlage im Keller vermuten (z.B. am Zähler), experimentieren Sie nicht. Rufen Sie den Störungsdienst Ihres Netzbetreibers oder eine:n Elektriker:in.
Schritt 1: Die Lage peilen – Nur bei mir oder auch bei den Nachbarn?
Bevor Sie den Sicherungskasten auch nur berühren, sollte Ihr erster Blick nach draußen gehen. Diese einfache Beobachtung entscheidet über alle weiteren Schritte. Sind die Straßenlaternen aus? Ist es in den Fenstern der Nachbarhäuser ebenfalls dunkel?
Wenn ja, handelt es sich um einen regionalen Stromausfall. Das Problem liegt dann beim Stromnetzbetreiber. In diesem Fall können Sie selbst wenig tun. Melden Sie den Ausfall beim Störungsdienst Ihres lokalen Netzbetreibers (die Nummer finden Sie oft auf Ihrer Stromrechnung oder online) und warten Sie. Es ist hilfreich, ein batteriebetriebenes Radio oder das Smartphone (mit hoffentlich geladenem Akku) zur Hand zu haben, um informiert zu bleiben.
Ist hingegen nur bei Ihnen oder in Ihrem Haus alles dunkel, liegt das Problem in Ihrer eigenen Elektroinstallation. Nun beginnt die Detektivarbeit im Haus.
Schritt 2: Der Sicherungskasten im Detail – Mehr als nur Sicherungen
Ein moderner Sicherungskasten hat mehrere Komponenten, die unterschiedliche Schutzfunktionen erfüllen.
- Die Sicherungen (Leitungsschutzschalter): Das sind die vielen kleinen Kippschalter, die jeweils einen bestimmten Stromkreis (z. B. „Schlafzimmer“, „Küche“) vor Überlastung (zu viele Geräte) oder einem Kurzschluss schützen.
- Der FI-Schutzschalter (RCD): Dies ist der wichtigste „Lebensretter“ in Ihrer Installation. Er ist meist etwas breiter als die normalen Sicherungen und hat oft eine kleine Test-Taste (meist mit „T“ beschriftet). Er misst, ob irgendwo Strom „verloren“ geht, zum Beispiel durch ein defektes Gerät oder im schlimmsten Fall durch einen Menschen. Stellt er eine solche Differenz fest, schaltet er blitzschnell den Strom ab, oft ohne dass eine normale Sicherung auslöst. Er ist der Hauptverdächtige in Ihrem Fall.
- Der Hauptschalter: Manche Anlagen haben einen großen Hauptschalter, der die gesamte Anlage auf einmal stromlos schalten kann.
Schritt 3: Den Fehler finden, wenn der FI-Schalter ausgelöst hat
Wenn der Hebel des FI-Schalters nach unten zeigt, haben Sie die Ursache gefunden. Doch warum hat er ausgelöst? Meist ist ein defektes Gerät schuld. So finden Sie es mit dem Ausschlussverfahren:
- Alle Sicherungen aus: Schalten Sie zunächst alle einzelnen Sicherungsautomaten (die kleinen Hebel) aus.
- FI-Schalter wieder ein: Schalten Sie nun den FI-Schutzschalter wieder ein. Er sollte jetzt eingeschaltet bleiben.
- Sicherungen einzeln zuschalten: Schalten Sie nun die einzelnen Sicherungen eine nach der anderen wieder ein. Warten Sie nach jedem Schalter einen Moment.
- Fehlerkreis identifizieren: Der Stromkreis, bei dessen Zuschalten der FI-Schalter erneut auslöst, ist der fehlerhafte.
- Gerätesuche: Merken Sie sich diesen Stromkreis. Gehen Sie in die zugehörigen Räume und ziehen Sie dort alle Stecker aus den Steckdosen. Schalten Sie nun die entsprechende Sicherung und den FI-Schalter wieder ein. Bleibt alles an, stecken Sie die Geräte nacheinander wieder ein. Das Gerät, bei dessen Anschluss der FI-Schalter wieder fliegt, ist der Übeltäter.
Was, wenn alles eingeschaltet ist und trotzdem kein Strom da ist?
Dies ist der seltenere, aber ernstere Fall. Obwohl alle Schalter im Sicherungskasten (inklusive FI) oben sind, bleibt es dunkel. Hier kommen Ursachen infrage, die Sie nicht selbst beheben können und sollten.
- Hauptsicherungen (Panzersicherungen): Im Keller in der Nähe des Stromzählers befindet sich oft ein verplombter Kasten mit den Hauptsicherungen des Hauses. Wenn eine davon defekt ist, kann der Strom ausfallen. Das Öffnen dieses Kastens ist für Laien streng verboten!
- Defekt in der Zuleitung: Das Hauptkabel, das Ihr Haus oder Ihre Wohnung versorgt, könnte beschädigt sein.
- Defekt im Sicherungskasten: Es ist auch möglich, dass ein Hauptbauteil wie der FI-Schalter selbst oder eine Klemme im Kasten defekt ist.
In all diesen Fällen gilt die eiserne Regel: Finger weg! Hier besteht Lebensgefahr durch hohe Spannungen. Kontaktieren Sie umgehend eine:n Elektro-Notdienst oder den Störungsdienst Ihres Netzbetreibers.
Fazit: Systematisch und sicher zum Ziel
Ein Stromausfall ohne ausgelöste Sicherung ist meist kein Grund zur Panik. Prüfen Sie zuerst die Lage in der Nachbarschaft. Liegt das Problem im eigenen Haus, ist fast immer der FI-Schutzschalter der Schuldige, und Sie können die Ursache mit dem beschriebenen Ausschlussverfahren oft selbst finden. Wissen Sie jedoch nicht weiter oder sind alle Schalter oben, ist der Anruf beim Profi der einzig richtige und sichere Weg.