Eine Taube landet sanft auf dem Rasen, gurrt leise und pickt bedächtig im Gras. Ein friedliches Bild und ein Stück Natur direkt vor der Haustür. Doch was, wenn aus einer Taube zehn werden und der frisch gesäte Rasen oder das Gemüsebeet plötzlich zum Festmahl für die gefiederten Besucher wird? Kaum ein Vogel spaltet die Gemüter so sehr wie die Taube. Für die einen ist sie ein Symbol des Friedens, für die anderen die „Ratte der Lüfte“.
Doch ist das Urteil wirklich so einfach? Ob Tauben im Garten gut oder schlecht sind, hängt von vielen Faktoren ab: von der Art der Taube, ihrer Anzahl und nicht zuletzt von deiner eigenen Perspektive. Lass uns eine sachliche Abwägung wagen.
Das Wichtigste in Kürze
- Tauben können zur Plage werden, wenn sie in großen Schwärmen auftreten, da sie frische Saaten und junge Pflanzen fressen und ihr aggressiver Kot Oberflächen und Pflanzen schädigen kann.
- Einzelne Wildtauben, insbesondere die scheue Ringeltaube, sind oft eine harmlose und interessante Bereicherung für die heimische Tierwelt und stören das ökologische Gleichgewicht des Gartens kaum.
- Der Schlüssel liegt im Management: Statt die Vögel pauschal zu verteufeln, helfen gezielte, sanfte Maßnahmen dabei, eine Überpopulation zu verhindern und ein friedliches Miteinander zu ermöglichen.
Die Sonnenseite: Wann eine Taube eine Bereicherung ist
Bevor wir uns den Problemen widmen, lohnt sich ein Blick auf die positiven Aspekte. Einzelne Tauben oder ein brütendes Paar können durchaus eine Freude für Naturbeobachter:innen sein. Ihr sanftes Gurren gehört für viele zur sommerlichen Geräuschkulisse und ihr Verhalten ist interessant zu beobachten.
Insbesondere die heimische Ringeltaube ist ein fester Bestandteil unserer Fauna. Sie ist oft scheu, tritt meist allein oder zu zweit auf und fügt sich als Wildvogel in das ökologische Gefüge ein. Wie andere Vögel können auch Tauben gelegentlich Schnecken oder unerwünschte Samen fressen, auch wenn dies nicht ihre Hauptnahrungsquelle ist. Sie im Garten zu haben, bedeutet, ein Stück lebendige Natur zu akzeptieren und zu fördern.
Die Schattenseite: Wenn Tauben zur Belastung werden
Die Probleme beginnen fast immer dann, wenn die Anzahl der Tauben überhandnimmt. Dies ist besonders bei den an den Menschen gewöhnten Stadttauben der Fall, die oft in größeren Trupps unterwegs sind.
Unersättlicher Appetit
Tauben haben eine Vorliebe für frisch ausgebrachte Samen. Eine frisch angelegte Rasenfläche kann innerhalb kürzester Zeit kahl gepickt sein. Auch junge Gemüsepflanzen, zarte Setzlinge und sogar Salate oder Beerenfrüchte stehen auf ihrem Speiseplan. Dieser Fraßschaden ist für Gärtner:innen besonders ärgerlich, da er die mühevolle Arbeit von Wochen zunichtemachen kann.
Das Problem mit dem Kot
Taubenkot ist nicht nur unschön, er ist auch ein echtes Problem. Anders als der Kot vieler anderer Vögel ist er sehr säurehaltig. Auf Gartenmöbeln, Terrassenplatten, Zäunen oder Autolack kann er regelrechte Ätzschäden hinterlassen. Gelangt er in großen Mengen auf Pflanzen, kann er deren Blätter verbrennen. Zudem kann Taubenkot Krankheitserreger wie Bakterien oder Pilze enthalten, weshalb bei der Reinigung stets Vorsicht geboten ist.
Ringeltaube vs. Stadttaube: Nicht alle Tauben sind gleich
Für eine faire Beurteilung ist es entscheidend, zwischen den beiden häufigsten Arten zu unterscheiden.
Die Ringeltaube ist unsere größte heimische Wildtaube. Du erkennst sie gut an ihrer Größe, dem weißen Fleck am Hals und ihrem eher behäbigen Flug. Sie ist von Natur aus scheu und hält meist Abstand zum Menschen. Ein Paar Ringeltauben im Garten ist in der Regel kein Grund zur Sorge.
Die Stadttaube ist die verwilderte Form der Haustaube und in unseren Städten allgegenwärtig. Sie ist kleiner als die Ringeltaube, tritt in vielen verschiedenen Farbschlägen auf und hat ihre Scheu vor dem Menschen weitgehend verloren. Da sie in großen Schwärmen lebt, ist sie für die meisten der genannten Probleme verantwortlich.
Das Gleichgewicht finden: Sanfte Methoden zur Kontrolle
Wenn die Tauben in deinem Garten zur Plage werden, musst du nicht gleich zu drastischen Mitteln greifen. Oft helfen schon sanfte Methoden, um die Vögel davon zu überzeugen, dass dein Garten doch nicht der attraktivste Ort für sie ist. Die oberste Regel lautet: niemals füttern!
- Aussaaten schützen: Decke frisch gesäte Beete und Rasenflächen mit Gartennetzen, Vlies oder einem feinen Drahtgitter ab, bis die Pflanzen kräftig genug sind.
- Optische Störreize schaffen: Flatternde Bänder, alte CDs oder kleine Windräder, die im Wind reflektieren und sich bewegen, können Tauben verunsichern und fernhalten. Auch Vogelscheuchen oder Attrappen von Greifvögeln können kurzfristig wirken, allerdings gewöhnen sich die Vögel oft daran.
- Landeplätze unattraktiv machen: Auf Mauervorsprüngen oder Fensterbänken können spezielle (stumpfe!) Spikes oder abfallende Bleche die Landung verhindern. Achte darauf, dass diese tierschutzkonform sind. Halte zudem potenzielle Nistplätze verschlossen.
Fazit: Eine Frage der Perspektive und des Managements
Ein pauschales Urteil „gut“ oder „schlecht“ wird der Taube nicht gerecht. Ob der gefiederte Besuch eine Freude oder ein Ärgernis ist, hängt stark von der Art, der Anzahl und deinem Umgang mit der Situation ab.
Ein einzelnes Paar scheuer Ringeltauben ist ein Zeichen für einen lebendigen Garten. Ein Schwarm von 30 Stadttauben, der die Terrasse verunreinigt und das Gemüsebeet plündert, ist hingegen ein echtes Problem. Der beste Weg liegt in der Mitte: die Natur im Garten zu tolerieren und gleichzeitig durch kluges Management dafür zu sorgen, dass sie nicht überhandnimmt. So schaffst du ein Gleichgewicht, mit dem sowohl du als auch die Tierwelt gut leben können.