Ein Wespennest am Haus, im Rollladenkasten oder im Schuppen kann beunruhigend sein. Der Wunsch, das Problem schnell zu beenden, ist verständlich. Doch die vermeintlich einfachste Lösung – das Verschließen des Einfluglochs – verwandelt ein kontrollierbares Problem in eine unkontrollierbare und gefährliche Situation.
Das Wichtigste in Kürze
- Extreme Gefahr: Das Verschließen des Einfluglochs macht die innen- und außen befindlichen Wespen panisch und extrem aggressiv. Auf der Suche nach einem neuen Ausgang können sie in den Innenraum deines Hauses eindringen.
- Erhebliche Sachschäden: Eingeschlossene Wespenvölker können sich durch weichere Baustoffe wie Gipskartonplatten, Dämmmaterial oder Holzverkleidungen fressen, um einen neuen Weg ins Freie zu finden.
- Artenschutz und hohe Strafen: Alle Wespenarten stehen unter allgemeinem Naturschutz. Einige, wie die Hornisse, sogar unter besonderem Schutz. Das eigenmächtige Zerstören eines Nestes ist verboten und kann mit hohen Bußgeldern geahndet werden.
Die fatale Logik: Das passiert, wenn das Einflugloch blockiert ist
Stell dir vor, jemand mauert deine Haustür zu, während du und deine Familie im Haus seid. Deine erste Reaktion wäre Panik, gefolgt von dem Versuch, einen anderen Ausgang zu finden – durch ein Fenster, eine Tür oder notfalls sogar durch eine Wand. Exakt so reagiert ein Wespenvolk.
- Die Arbeiterinnen im Nest: Die im Nest verbliebenen Wespen bemerken, dass ihre einfliegenden Schwestern nicht mehr zurückkehren. Sie geraten in Panik und suchen mit aller Macht einen neuen Ausgang. Dabei können sie sich durch Dämmungen, Holzverkleidungen oder Gipskartonplatten nagen und plötzlich im Kinderzimmer, Schlafzimmer oder Wohnzimmer auftauchen.
- Die heimkehrenden Arbeiterinnen: Die Sammlerinnen, die mit Futter zum Nest zurückkehren, finden den Eingang blockiert. Sie werden extrem aggressiv, schwirren vor dem versperrten Loch und stechen auf alles, was sich bewegt und als Bedrohung wahrgenommen wird.
Du löst das Problem also nicht, sondern verlagerst es unkontrolliert und schaffst eine akute Gefahrensituation für alle Bewohner des Hauses.
Die richtigen und sicheren Alternativen: Schritt für Schritt zum Erfolg
Anstatt eine gefährliche Konfrontation zu provozieren, ist ein besonnenes und planvolles Vorgehen der einzig richtige Weg.
Schritt 1: Ruhe bewahren und die Lage beobachten
Gerate nicht in Panik. Halte ausreichend Abstand (mindestens 6 Meter) zum Nest und beobachte die Flugbahn der Tiere. Wo genau fliegen sie ein und aus? Handelt es sich wirklich um ein Nest oder nur um einzelne Tiere, die an Holz nagen oder Nahrung suchen?
Schritt 2: Die tatsächliche Störung bewerten
Nicht jedes Wespennest stellt eine unmittelbare Bedrohung dar. Frage dich ehrlich:
- Befindet sich das Nest an einem kritischen Ort (z. B. direkt an der Haustür, am Fenster eines Kinderzimmers, im Rollladenkasten eines häufig genutzten Raumes)?
- Oder befindet es sich hoch oben am Dachgiebel eines Schuppens, den du selten betrittst?
Bedenke immer: Ein Wespenvolk lebt nur einen Sommer lang. Im Spätherbst sterben alle Tiere bis auf die begatteten Jungköniginnen ab. Das alte Nest wird im nächsten Jahr nicht wieder bezogen. Wenn das Nest an einem Ort ist, wo man sich arrangieren kann, ist das Aussitzen des Problems bis zum ersten Frost oft die einfachste und naturverträglichste Lösung.
Schritt 3: Professionelle Hilfe anfordern (Der einzig sichere Weg)
Wenn das Nest eine Gefahr darstellt, handle nicht selbst. Kontaktiere Fachleute.
- Schädlingsbekämpfer:innen / Kammerjäger:innen: Sie sind die richtigen Ansprechpartner für die Entfernung oder Bekämpfung eines Nestes, wenn eine unmittelbare Gefahr besteht und es die Gesetzeslage erlaubt. Sie kennen die rechtlichen Rahmenbedingungen und sicheren Methoden.
- Umsiedler:innen, Imker:innen oder Wespenberater:innen: Bei geschützten Arten oder wenn eine sanfte Lösung bevorzugt wird, können diese Expert:innen ein Nest fachgerecht umsiedeln. Sie haben oft die notwendigen Genehmigungen und das Wissen, um die Tiere zu erhalten.
- Untere Naturschutzbehörde: Deine lokale Kreis- oder Stadtverwaltung kann dir Auskunft über die Rechtslage geben und dir eine Liste mit geprüften Fachleuten und Ansprechpartnern in deiner Region zur Verfügung stellen.
Vorbeugung für das nächste Jahr
Wenn das alte Nest im Spätherbst abgestorben ist, kannst du Vorkehrungen für das nächste Frühjahr treffen. Untersuche dein Haus auf mögliche Nistplätze wie Spalten, Löcher in der Fassade oder offene Stellen an Rollladenkästen und verschließe diese im Winter oder zeitigen Frühjahr, wenn keine Gefahr mehr von den Tieren ausgeht.